Interview mit Arnet Mehmeti - unser Hauswart von der Bühlstrasse

*** 51% ist Kommunikation, 49% ist Arbeit ***

Interview mit Arnet Mehmeti

Hauswart Top Hauswartung 

Überbauung Bühlstrasse - Liegenschaft Apleona

im März 2022

Lieber Arnet, vielen Dank dass wir heute zusammensitzen können und du uns Nachbarn der Binzallee/Bühlstrasse etwas über dich erzählst.

Wie geht es dir heute?

Mir geht es wunderbar. Vielen Dank. Ich bin seit 7h in der Bühlstrasse im Einsatz und ich komme gut voran.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Arnet aus?

Normale Arbeitstage gibt es nicht. Aber ich arbeite immer mit einem Plan und kann so gut auf Unerwartetes reagieren. Die Arbeit als Hauswart ist vor allem saisonal bedingt. Im Moment bin ich dabei, die Anlagen zu überprüfen, Lift, Lichter, Heizungen – aktuell ja immer ein Thema usw. Ich kenne den Heizer aber auch die Leute von der EWZ gut. Da kommt man schnell als Ziel, wenn es Probleme gibt und man jemanden erreichen muss.

Sonst seht ihr mich jeden Tag die Bühlstrasse rauf und runter fahren. Fötzele, Laub sammeln, Abfall leeren sowie Regiearbeiten gehören jeden Tag zu meinem Plan.

Da kommt schon der erste Anruf einer Nachbarin durch. Freundlich wie wir Arnet kennen, teilt er ihr mit, dass er sich später am Nachmittag, aber noch heute um Ihr Problem kümmern wird.

Regiearbeit?

Aufträge, welche direkt von der Verwaltung kommen. Zum Beispiel auch Gartenarbeiten, die Unabhängig von der saisonalen Sträucherpflege etc durch die Gärtner erledigt werden. Ich kenne 37 Sträucher mit Namen und weiss, was jede dieser Pflanzen an Pflege braucht. Der Job als Hauswart ist abwechslungsreich.  

Arbeitest du allein oder hast du ein Team?

Bis vor kurzem war noch ein Lehrling an meiner Seite. Im Moment bin ich aber wieder allein unterwegs. Mein Team sind die Gärner, welche auch saisonal bei uns die Hecken und Rosen pflegen, bei speziellem Aufwand gibt es Hilfsarbeiter und ich habe eine Stellvertretung, wenn ich in die Ferien fahre.

Wohin fährst du in die Ferien?

Es kommt darauf an, wenn ich mit meinen Eltern mitgehe, dann Fahren wir unsere Familie im Kosovo besuchen. Darauf freue ich mich immer sehr.

Bist du dort geboren?

Nein nein, ich bin am 3.6.1998 im Triemli zur Welt gekommen. Mein Grossvater ist vor vielen Jahren in die Schweiz eingewandert, um eine gute Arbeitsstelle anzunehmen. Mein Vater kam auch schon in der Schweiz auf die Welt.

Hast Du Geschwister? Ich habe einen großartigen, älteren Bruder. Wir unternehmen viel zusammen.

Hast du neben deiner Arbeit und Familie noch Zeit für Hobbies?

Aber klar doch. Sport ist ein sehr wichtiger Teil von mir. Als ich klein war, habe ich viel Fussball gespielt, auch bei den LetziKids. Fast wäre eine Karriere daraus geworden, wenn die Knieverletzung nicht dazwischengekommen wäre. Als talentierter Linksfüsser hätte ich es weit bringen können. Aber das ist Vergangenheit. Ich spiele heute noch aktiv beim FC Urdorf. Etwas muss ich euch verraten, ich bin auch richtig gut im Pingpong spielen! Wer mich mal zu einer Runde herausfordern möchte, darf sich gerne selbst überzeugen! Wir spielen im Kosovo immer in den Gamehallen, stundenlang, tagelang. Das macht Spass. Ihr seht mich aber auch immer mal wieder beim Squash spielen.

Du hältst dich fit, keine Frage. Hast du Vorbilder im Sport?

Mein Lieblingssportler ist Cristiano Ronaldo. Ich finde er ist ein grossartiges Vorbild für alle Sportler und seine Fans weltweit. Ich habe zum Beispiel noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken. Auf das bin ich stolz. Vielleicht ist das auch wegen dem Einfluss von Ronaldo und vor allem aber der gute Rat meines Vaters.

Was würdest du machen, wenn dir jemand CHF 100'000 schenken würde?

Ich weiss es gar nicht genau? Bestimmt würde ich die Hälfte spenden. Ich spende immer für Menschen in Not an Organisationen, die ich kenne. Durch meine Verwandtschaft im Kosovo sehe ich auch viel, was die grossen Unterschiede zu uns in der Schweiz sind. Die Häuser sind oft in einem sehr schlechten Zustand. Es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten auf dem Land. Vieles fehlt und der Lohn von hart arbeitenden Menschen ist klein.

Und die andere Hälfte?

Uff ich weiss es gar nicht genau. Meiner Freundin und meinem Bruder vielleicht etwas Schönes kaufen. Etwas zur Seite legen. Investieren. Ich muss mir das mal überlegen.

Wenn die Liegenschaft an der Bühlstrasse dir gehören würde, was würdest du ändern? Verbessern?

Auch das kann ich so nicht einfach beantworten. Die Apleona gibt mir unglaublich viele Freiheiten und schenkt mir Vertrauen. Wenn ich etwas sehe das fehlt oder verbessert werden muss, reicht ein Anruf und der Auftrag für die Beschaffung läuft. Zum Beispiel habe ich hervorragendes Material, mit dem ich arbeiten kann. Der neue Traktor ist sehr leise und effizient. Ausserdem habe ich eine neue, zusätzliche Maschine. Die Kehrsaugmaschine. Mit ihr reinige ich alle Böden innert kürzester Zeit. Für mich ist die Qualität meiner Arbeit und die Zufriedenheit der Mieter an oberster Stelle. Klar ist, je bessere Arbeitsgeräte man hat, desto effizienter und sauberer kann man arbeiten. Mein Qualitätsanspruch ist zwar sehr hoch, aber das ist auch wichtig, um unerwartete Probleme viel einfacher zu lösen. Die Rohre und Maschinen sind alle immer sauber, staubfrei und gut zugänglich. Der erste Eindruck der Liegenschaft und der Details ist auch sehr wichtig, wenn zum Beispiel Techniker oder andere Personen etwas erledigen müssen. Natürlich finde ich auch für Mieter eine einwandfreie Liegenschaft sehr wichtig. Sie sollen sich wohl fühlen in einer sauberen, gepflegten Umgebung. Details wie eine Garage, die blitz blank ist, kein Laub auf dem Boden hat etc fällt den Mietern gar nicht auf. Aber das hinterlässt ihnen ein gutes Gefühl, beim Gang in die Garage.

Da kommt mir folgendes Zitat in den Sinn: * Hausmeister *

Eine Person, die in der Lage ist Probleme zu lösen, von denen du nicht einmal gewusst hast, dass diese überhaupt existieren, auf eine Art und Weise, die du niemals verstehen wirst.

Von den Häusern gehen wir mal raus auf den Spielplatz. Der gehört, soviel ich weiss, auch der Apleona. Gibt es Spielplatz News?

O ja, im Frühling werden wir endlich den Sand aus dem grossen Sandkasten auswechseln. Das ist dringend notwendig.

Für die Nachbarn der Apleona Liegenschaften habe ich einen Whatsapp Chat für ihre Anliegen eingerichtet. Dort habe vor kurzem die Frage gestellt, was man auf dem Spielplatz alles verbessern könnte. Die Nachbarn haben entschieden, es braucht eine Babyschaukel. Jetzt werden zwei Schaukeln ausgetauscht werden und durch Babysitze ersetzt. Ein Sonnendach über dem kleinen Sandkasten ist auch ein grosser Wunsch. Wir sind am rausfinden, was am besten funktionieren würde. Der alte Schirm war viel zu schwer. Ein Sonnensegel ist wahrscheinlich eine gute Option. Aber leider ist dieser Punkt im Moment nicht direkt in Planung.

So ein Nachbarschafts-Chat ist sehr wertvoll. Die Nachbarn schätzen den direkten Austausch mit dir bestimmt sehr.

51% ist Kommunikation, 49% ist Arbeit. Eine Weisheit, die ich von meinem Vater gelernt habe.

Über was reklamieren die Leute eigentlich am meisten?

Aktuell ist das Thema warmes Wasser hoch im Rennen. Verständlich. Aber auch die Wiesen sind ein Thema. Das besprecht ihr soviel ich weiss, ja auch im Facebook und die rostigen, kaputten, Velos, welche die Stellplätze blockieren

Warum haben wir ständig Ausfälle beim warmen Wasser?

Wir beziehen das warme Wasser von der EWZ durch Fernwärme. Leider war eine Pumpe bei der EWZ kaputt und dies führte dazu, dass immer wieder das warme Wasser ausfiel.

Alte Velos, wer ist eigentlich für das Wegräumen zuständig? Also wenn der Besitzer sich nicht mehr verantwortlich fühlt oder an Amnesie leidet

Einmal im Jahr kommen die Verwaltungen und verteilen grüne Punkte. Jeder hat die Chance, sein Velo mit einem grünen Punkt zu kennzeichnen. Alle nicht gekennzeichneten Velos, welche zudem auch stark beschädigt aussehen, werden nach einer gewissen Zeit eingesammelt und in ein Lager gebracht. Dort bleiben sie noch eine recht lange Zeit gebunkert, falls doch jemand seinen Rostesel vermissen sollte.

Du hast sehr viel Erfahrung als Hauswart. Wie kamst du zu dem Beruf?

Ich habe damals die Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt bei der Firma GammaRenax begonnen. Mein Lehrmeister war Herr Zaka, «de Zaki». Viele Nachbaren mögen sich vielleicht noch an ihn erinnern. Wir waren damals ein grösseres Team, ich war der Lehrling. Seine Frau war auch dabei, sie hat die Treppenhäuser gereinigt. Übrigens, heute auch noch – in der Binzallee.

Herr Zaka ist doch damals an seine, Hirntumor verstorben. Wer war sein Nachfolger?

Da muss ich ein wenig ausholen. Im zweiten Lehrjahr war ich in einer Liegenschaft in Pfäffikon SZ für eine Geländerreinigung eingeteilt, als ein Anruf kam. Ich soll schnell in die Bühlstrasse fahren und Arbeiten übernehmen, Herr Zaka geht es schlecht. Ich wusste gleich, etwas ist nicht in Ordnung. Ich fuhr sofort los nach Zürich und als ich ankam, konnte ich Herr Zaka taumelnd im Büro vorfinden. Ich habe ihn gleich in den Firmenwagen gelegt. Einen Zweiplätzer. Frau Zaka stand auch im Büro. Also haben wir kurzerhand den Kofferraum … Ihr wisst was jetzt folgt. Herr Zaka bat mich, ihn nach Hause zu fahren. Ich habe ihn direkt in den Unispital gebracht.

Zaki kam nicht mehr zur Arbeit zurück und plötzlich war ich es, der alles in der Hand hatte. Das Firmenhandy, die Schlüssel, die Verantwortung, die Lehre fertig machen, was jetzt? Ich bin jeden Tag zur Arbeit gekommen und habe Schritt für Schritt alles erledigt, was zu erledigen war. Nach einem Jahr habe ich erfolgreich meine Lehre abgeschlossen und direkt die Anstellung als Hausmeister für die Binzallee/Bühlstrasse erhalten. Es hat sich also gelohnt. Zwei Jahre später habe ich die Weiterbildung an der HWD abgeschlossen und nach der Auftragsübernahme der Top Hausawartung für die Apleone an der Bühlstrasse, bin ich nun die Leitung Hauswart vor Ort.

Ich bin absolut glücklich, wo ich jetzt bin.

Lieber Arnet, herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns einen Einblick in dein Leben zu geben.

Danke Arnet, für deinen unermüdlichen Einsatz.  

Deine Nachbarn aus der Bühlstrasse und wir von der Binzallee .. von früher.

Interviewed by Karin